HPC unterstützt die Nachhaltigkeit: Ein Interview mit Claus-Peter Hutter

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Claus-Peter Hutter, Director of the Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg (Photo: Brigitte Schindzielorz)

Laut der Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg hat eine Kooperation mit dem HLRS viele neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Gemeinden aufgezeigt.

Seit 2010 führt das HLRS gemeinsam mit der Umweltakademie Baden-Württemberg das Projekt "Nachhaltigkeit in Rechenzentren" durch. Mithilfe einer Förderung des Landesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur identifiziert das Projekt Maßnahmen, die das HLRS vornehmen kann, um seine ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung zu ergänzen und entwickelt einen Leitfaden, auf die andere HPC- Zentren zurückgreifen können, um solche Ziele selbst zu erreichen.

Laut Claus-Peter Hutter, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg hat die Kooperation mit dem HLRS seine ursprünglichen Ziele mehr als übertroffen und viele neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Gemeinden aufgezeigt.

 

Warum arbeitet die Umweltakademie mit dem HLRS zusammen?

Als Einrichtung des Landes Baden-Württemberg und seines Umweltministeriums ist es eine wichtige Aufgabe der Umweltakademie, das Thema Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zu verankern. Weil keine Einzelpersonen, individuelle Firmen oder Gemeinden Nachhaltigkeit alleine realisieren können, sind wir von vornherein sehr breit vernetzt und versuchen Partner zusammenzubringen, die unsere Nachhaltigkeitsziele gemeinsam fördern können.

2009 haben uns Dialogpartner aus der Wirtschaft auf das HLRS aufmerksam gemacht, und in Gesprächen mit HLRS-Direktor Michael Resch haben wir sehr schnell festgestellt, dass es gemeinsame Ansätze gibt, wie man Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltvorsorge in einem Höchstleistungsrechenzentrum und mit dessen Vernetzung voranbringen kann.

Als Erstes haben wir einen Fahrplan entwickelt, wie man das Thema Nachhaltigkeit am HLRS selbst angehen kann, und es gab verschiedene Workshops, um zu definieren, was Nachhaltigkeit für das Institut und für die tägliche Arbeit bedeutet. Darauf aufbauend hat das HLRS mit unserer Unterstützung eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und setzt jetzt alles daran, diese Strategie zu leben und fortzuentwickeln. 2018 wird das Zentrum sich auch um die EMAS-Zertifizierung bewerben — EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist das anspruchsvollste Programm für Nachhaltigkeit in Organisationen der EU. Ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 wird 2019 auch am HLRS eingeführt. Während dieses Prozesses war es zudem interessant zu sehen, welche anderen, weiteren Möglichkeiten das HLRS für Nachhaltigkeit in Baden-Württemberg bietet.

Wie trägt das HLRS zur Nachhaltigkeit in Baden-Württemberg bei?

Das HLRS bietet ungeheure Möglichkeiten als„Environmental Provider“ in der Städteplanung und Entwicklung von Infrastruktur-Projekten bei der Gewerbeplanung. Gemeinsam mit dem HLRS haben wir zum Beispiel Symposien mit dem Verband Region Stuttgart veranstaltet — dieser ist in der Region Stuttgart für die überregionale Städte- und Raumplanung zuständig. Die Symposien haben schnell gezeigt, dass das HLRS durch Simulation und Visualisierung helfen kann, Stadtentwicklungsprozesse ebenso wie Herausforderungen und vor allem Potentiale begreifbarer zu machen. Auch für stadtklimatologische Aspekte und Klimaschutz ist Simulation extrem relevant. Seitdem haben wir etliche Kommunen auf das HLRS aufmerksam gemacht, denen zuvor gar nicht bewusst war, welche Kompetenzen das HLRS bietet, um das vorhandene Datenmaterial optimal auszunutzen.

Auch für die Industrie in Baden-Württemberg ist die Simulation wichtig für Nachhaltigkeit. Höchstleistungsrechnen geht einher mit einem hohen Energieverbrauch, aber wenn man z. B. an Strömungswiderstände und andere Strömungstechnik im Fahrzeugbau denkt, erkennt man sofort, wie die Simulation hilft, enorme Mengen Energie einzusparen. Solche Ansätze sieht man heutzutage überall in vielen Bereichen der Ingenieurwissenschaften.

Wie profitiert die Gesellschaft von der Forschung, die am HLRS betrieben wird?

Man wirft der Wissenschaft oftmals vor, dass die Grundlagenforschung generell vergisst, aufzuzeigen, wie die Menschheit und letztlich die Steuerzahler von ihr profitieren. Das HLRS ist natürlich ein wissenschaftliches Institut aber aufgrund seiner verschiedenen Forschungsaufträge aus Industrie und Gesellschaft hat es auch einen sehr engen Bezug zur Praxis. Das bietet die Möglichkeit, die Arbeit der Universität Stuttgart in die Gesellschaft einfliessen zu lassen.

Daher ist, aus meiner Sicht, die Zusammenarbeit der Umweltakademie mit dem HLRS ein sehr erfolgreiches Projekt das unsere ursprünglich gesetzten Ziele deutlich übertroffen hat und dies auch noch weiterhin tun wird. Durch unsere Kooperation mit dem HLRS haben wir Netzwerke ausgeweitet und neue Netzwerke geschaffen, von denen alle Beteiligten profitieren. Im Grunde verhält es sich auch hier nicht anders als in der Natur: Ökologische Systeme sind letztlich Netzwerke, in denen vieles voneinander abhängt. Je breiter wir uns alle aufstellen anstatt isoliert zu arbeiten, umso besser können wir für die Umwelt und die Gesellschaft agieren.

— Interview von Christopher Williams